Der Niedergang der deutschen Sprache

Es ist ein unübersehbarer Niedergang der deutschen Sprache zu verzeichnen. Verantwortlich dafür sind nicht nur die Werbefuzzis mit ihren Wortneu­schöpfungen (besser -verunstaltungen), sondern auch der ungebremste Hang zur Anbiederung an das Amerikanische und in jüngster Zeit der Zustrom vieler Ausländer, die kein deutsch reden, geschweige denn schreiben können. Dazu kommt die digitale Welt, in der jeder, aber auch wirklich jeder, seinen niemanden interessierenden Schwachsinn in die Welt posaunen kann. Dabei stellt sich heraus, daß doch die Masse der Bevölkerung große Probleme mit der deutschen Rechtschreibung hat. Während früher nur Dichter, Schriftsteller, Wissenschaftler, Professoren, Doktoren usw. Texte verfaßten, macht das heute jeder, ob er nun deutsch kann oder nicht. Die digtalen Möglichkeiten der modernen Zeit setzen dem Verfall die Krone auf: Rechtschreibhilfe bei der textlichen Eingabe und noch schlimmer - die Spracheingabe. Da braucht man sich nun überhaupt keine Gedanken mehr zu machen. Wozu muß man sich noch Rechtschreibregeln aneignen???

Das Ergebnis spiegelt sich in der ungezügelten Aufnahme von Unarten und entarteten Regeln in die Hure Duden. Das ist kein Wunder, wenn profilierungs­süchtige "Sprachwissenschaftler" bei jeder Entartung in Extase geraten. Einige besonders krasse Beispiele, noch nicht alle haben es in den Duden geschafft, habe ich mal aufgeschrieben. Womit fange ich am besten an?
  • Es gab mal eine Zeit, da wurde zwischen Zahlen und Mengen unterschieden. Eins, zwei, drei ... einhunderteins ... eintausendundeins usw. sind Zahlen. Gibt man dahinter eine Sache an, sind es Mengenangaben: ein Hund, zwei Katzen, drei Hühner ... einhundertundeine Zwiebel ... tausendundeine Nacht! Anscheinend ist das nach der Rächtschraipräffform anders. Ich habe nicht nur einmal tausendundeins Nächte und der zweihunderttausendundeinste Flüchtling gehört. In der Nacht erwarten wir Temperaturen von eins bis neun Grad, besser wäre doch sicher von einem bis neun Grad!

  • Da wir bei Zahlen sind, fällt mir ein, daß man bei Zahlungen die Verben zahlen bzw. bezahlen verwendet. Da gibt es einen feinen Unterschied. Wenn ich Geld ausgebe, zahle ich. Wenn ich aber z.B. eine Ware oder Leistung erwerbe, bezahle ich diese. Geld wird mir ausgezahlt und nicht ausbezahlt. Steuern zahle ich, ich bezahle sie nicht. Das Partizip Präteritum hat die Vorsilbe ge... und nicht be... Es gibt z.B. die Wörter ausbezahlen und einbezahlen nicht. Sie heißen auszahlen und einzahlen und es wird ausgezahlt und eingezahlt.

  • Bei Mengenangaben ist mir noch Folgendes aufgefallen: Sportreporter und Wetterfritzen haben eine Schwierigkeit mit dem dritten Fall. "Mit einer Geschwindigkeit von einhundert Kilometer raste der Bob durch den Eiskanal" oder "ab einer Höhe von achthundert Meter ist mit Schneefall zu rechnen", ertönt es da. Die Präposition von verlangt den dritten Fall, das heißt also "von einhundert Kilometern" bzw. "einer Höhe von achthundert Metern".

  • Können Sie noch deklinieren? Deklinieren, das ist das mit den Substantiven, und es gibt im Deutschen vier Fälle:
    der Hund
    des Hundes
    dem Hund
    den Hund.
    Hier klappt es noch. Wenn ich aber keinen bestimmten Hund meine, sage ich: "Ich habe einen Hund." Achten Sie bitte mal auf die geschulten Sprecher bei Funk und Fernsehen. "Ich habe ein Computer." Eigentlich muß es ja "Ich habe einen Computer." heißen. Bei unbestimmtem männlichen Fürwort wird im vierten Fall kaum noch einen gesagt, fast immer nur noch ein!
    Besonders ist mir das bei schriftlichen Äußerungen in Internetforen aufgefallen.

  • Wissen Sie, was ein Fugen-S ist? Also man sagt so landläufig Laufwerksbuchstabe oder Bahnhofshalle oder Einkommenssteuer. Die Bayern sprechen anders. Dort wird das Fugen-S weggelassen. Da die größte deutsche Versicherung in Bayern angesiedelt ist, hat sie es durchgesetzt, daß das Fugen-S vor allem in Verbindung mit dem Wort Steuern abgeschafft wird. Man müßte nach deren Vorgabe Unternehmensteuer sagen, ohne Fugen-S. Wer deutsch kann, sagt nach wie vor Unternehmenssteuer und Unternehmenskultur und Wettbewerbsnachteil und Verfahrensweise usw.
    Waren Sie in der letzten Zeit mal in Tabarz/Thüringen? Geht man dort wandern, stellt man an den Wegweisern und auch sonst fest, der Ort liegt am Fuße des Inselberges. Ja, Sie haben richtig gelesen: der Inselsberg ist zum Inselberg geworden. Und man wird noch angeknurrt, wenn man etwas dagegen sagt!

  • Wissen Sie noch, wie man den Plural bildet? Das ist ganz unterschiedlich, aber es heißt garantiert nicht Wohnblocks und Hangars und Labors, sondern Wohnblöcke und Hangare und Labore. Amerika läßt grüßen.

  • Es gab einmal eine Zeit, da hieß es (man beachte das Geschlecht der aufgeführten Substantive):
    Singular Plural  
    das Baguette die Baguettes  
    das Tablett die Tabletts aber die Tablette die Tabletten Servierhilfe/Arzneimittel
    das Kotelett die Koteletts aber die Kotelette die Koteletten Fleischgericht/Haarfrisur
    das Etikett die Etiketts aber die Etikette die Etiketten Aufklebeschildchen/Umgangsformen
    Vornehme Leuten haben dann zu den Aufklebeschildchen "die Etiketten" gesagt und schon haben wir eine Ausnahme mehr im Deutschen.

    Ähnlich sieht es bei den Nieten aus:
    der Niet die Niete aber die Niete die Nieten Verbindungselement/Blödmann


  • Es gab einmal eine Zeit, da sagte man "am Anfang dieses Jahres" und "am Anfang nächsten Jahres". Das mit dem nächsten Jahr ist geblieben, aber irgendwelche Schreiberlinge in der FAZ kannten den Unterschied zwischen einem hinweisenden Pronom (dieser/diese/dieses) und einem Adjektiv (nah/näher/am nächsten) nicht. Wenn es nächsten Jahres heißt, dann muß es doch auch diesen Jahres heißen. Diesem Irrtum sind sie wahrscheinlich mehr als dreimal verfallen und schwupps, schon steht es im Duden.

    Schon wieder Deklination, männlich, beim Demonstrativpronom (hinweisendes Fürwort): dieser, dieses, diesem, dieser;
    aber Steigerung beim Adjektiv (Eigenschaftswort): nah, näher, am nächsten (dieser, dieserer, am diesersten geht nicht!!!):
    der Hund dieser Hund der nächste Hund
    des Hundes dieses Hundes des nächsten Hundes
    dem Hund diesem Hund dem nächsten Hund
    den Hund diesen Hund den nächsten Hund
    Ich kann nicht sagen: des diesen Hundes oder der Schwanz diesen Hundes. Das ist schlicht und einfach falsch und steht im Duden!

  • Und dann gibt es noch eine ganze Reihe von Angewohnheiten.
    Daß man nämlich nicht mit "h" schreibt, hat sich wegen des sehr einprägsamen Merksatzes wohl herumgesprochen.

    • Nach der Rechtschreibreform müssen wir jetzt anwenden, einwenden, (von Wand?), versenden, einsenden (von Sand?) mit "ä" schreiben, oder doch nicht oder nur bei einigen???
    • Zu Fuß heißt jetzt fußläufig. äh, die Hündin ist läufig, meine Füße nicht!
    • Kostenlos heißt jetzt kostenfrei (Amerika läßt grüßen). Arbeitslos heißt jetzt "arbeitsfrei"?
    • Gleichzeitig, zu gleicher Zeit heißen jetzt zeitgleich.
    • Gleich, sofort, jetzt, bald, morgen, demnächst heißen jetzt zeitnah.
    • Hier, in der Nähe, um die Ecke, nahe bei, da hinten heißen jetzt ortsnah.
    • Bitte heißt jetzt geeeerne oder seeeehr geeeern.
    • Schließlich und endlich heißen jetzt schlußendlich.
    • Der Dresdner Bürgermeister oder der Bürgermeister von Dresden heißen jetzt Bürgermeister Dresden.
    • Der Präsident der Europäischen Zentralbank heißt jetzt Präsident Europäische Zentralbank.
    • Nach wie vor gilt, doppelten Superlativ zu vermeiden: größtmöglichste, in keinster Weise, Rückantwort.
    • Straße heißt jetzt Strasse.
    • Widerstand heißt jetzt Wiederstand?
    • Früher hießen die Hubschrauber auch Heliokopter. Jetzt heißen sie Helikopter. Amerika läßt grüßen.
    • Die Datei readme.txt heißt auf deutsch liesmich.txt. lesemich.txt ist keine Ausnahme. Bald gibt es lesemir.txt!
Weil ich nicht so wie die Doofen in meiner Schulklasse schreiben will, behalte ich weitgehend die alte Rechtschreibung bei. Danke für's Lesen.
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Aus meinen persönlichen Erfahrungen als Betreiber dieser Webseite wird sich der Zustand der deutschen Sprache durch Spracheingabe bei modernen Kommunikationsgeräten weiterhin verschlechtern.
Dazu sagte ein deutscher Satiriker: "äbb, äbb, äbb, fertig ist der Depp!"
"Zeitnah" haben wir so viele Analphabeten wie in Marokko.

Letzte Bearbeitung: 16. 09. 2018
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